Charly Graf im Sängerheim am 01.12.2019
Runde drei Stunden dauerte am 1. Advent die Veranstaltung mit Charly Graf im Sängerheim des MGV AURELIA.
Die Besucherzahl übertraf alle Erwartungen, denn es mussten immer wieder Stühle und Tische gestellt werden, um allen einen Platz zu bieten.
Unter den Gästen waren auch Herr Bürgermeister Metz und Gemeinderat Hansjörg Habermehl.
Das Sängerheim war voll besetzt als Roland Gerth Charly Graf und die Gäste willkommen hieß. In seiner Begrüßungsansprache sprach er davon wo er, Ch. Graf kennenlernte, nämlich in einem Sportstudio. Von einer Veranstaltung mit Graf, war er so angetan, dass er ihn zu einem Vortrag bei der MGV AURELIA einlud.
Zum Leben von Charly G. umriss R. Gerth kurz die Lebensumstände nach dem 2.Weltkrieg. Deutschland war zerstört und wurde in 4 Besatzungszonen aufgeteilt. Um es kurz zu machen; der Südwesten wurde von den Amerikanern besetzt und so kam es, dass sich deutsche Frauen auch mit amerikanischen Soldaten anfreundeten. So auch die blonde, blauäugige Mutter von Charly Graf mit einem farbigen US-Soldaten. Charly kam 1951 in Mannheim zur Welt, wuchs bei der später alkoholkranken Mutter in den Benzbaracken in Mannheim-Waldhof auf und lernte seinen Vater nie kennen. Es waren ärmliche Verhältnisse, in denen der Junge aufwuchs. Die Mutter –Fabrikarbeiterin- vertrank oft ihren kargen Lohn.
Charly trieb als er älter wurde Sport und als er 17 Jahre alt war, unterschrieb die Mutter, auf Anraten eines Sportfunktionärs einen Vertrag, damit der Sohn in eine Boxschule trainieren konnte. Er boxte gut, wurde aber nach seinen Worten zu jung „verheizt“, kam auf Abwege u.a. ins Rotlichtmilieu und wurde straffällig.
Zehn Jahre verbrachte Charly Graf wegen verschiedener Delikte in der JVA Mannheim und Stuttgart-Stammheim. In Stammheim lernte er den RAF-Terroristen Peter-Jürgen Boock kennen. Dieser brachte durch seine Boock Sport. Der perfekte Ausgleich.
Es war total still im Saal, als Ch. Graf seine Lebensgeschichte erzählte. Auf weitere Einzelheiten kann hier gar nicht eingegangen werden.
Noch während seiner Haftzeit, kam es unter merkwürdigen Umständen zu einem Boxkampf in Frankfurt/Main, den Graf gewann. Der Boxer wurde damals mit Bewachungspersonal nach Frankfurt gebracht.
Nach der Haftentlassung boxte Graf weiter und wurde 3mal deutscher Meister im Schwergewicht und auf dem Waldhof als „Ali vom Waldhof“ gefeiert. Nie mehr wollte Graf ins Gefängnis und in einem Film konnten die Besucher erleben, wie Ch. Graf dreimal -mit erst ungutem Gefühl- in einem Gefängnis in Thüringen war, um als Konfliktmanager dort mit Häftlingen zu arbeiten.
Er unterrichtete sie im Boxen, und um Stress abzubauen, mit Entspannungsmethoden.
Der Sinn dabei, lernen seine Kräfte richtig einzusetzen, dass man mit Gewalt allein letztlich nichts erreicht und erkennen wo die Grenzen sind und man lernen muss dies zu akzeptieren.
Mit solchen Vorträgen und Trainingsinhalten ging Graf später in Schulen und Heime für schwer erziehbare Kinder.
In seinem Leben war Graf als Bundeswehrsoldat in Sonthofen/Allgäu, dort lernte er seine Frau kennen, heiratete und hat 2 Kinder. Als Angestellter bei einem Viehhändler (die Erzählung darüber war sehr witzig und sorgte für viel Gelächter) lebte er 12 Jahre im Allgäu.
Nach der Scheidung ging Graf wieder nach Mannheim zurück, wo er heute noch lebt.
Das von ihm verfasste Buch „Kämpfe für dein Leben“ wurde von vielen Besuchern gekauft.
Mit viel Applaus bedankten sich die Besucher. Viele Fragen kamen aus dem Publikum, die von Ch. Graf gerne beantwortet wurden.
Zum Ende der Veranstaltung wurde Charly Graf ein Porträt überreicht, das eine Sängerin von Flora Käfertal (jetzt MGV Aurelia), -Elke Scherer- gemalt hatte und das auch auf den verteilten Flyern zu sehen war. Der Ex-Boxer freute sich sichtlich über das Geschenk.
Ein interessanter Nachmittag mit einem außergewöhnlichen Menschen, Film und Vortrag war schnell vorüber.
Übrigens kann man Charly Graf auch in der Freilichtbühne Mannheim als Schauspieler erleben. Sein Credo ist: „Es ist nie zu spät, etwas richtig zu machen“.
Isolde Zorn
PS: Elke Scherer hatte auch eine kleine Auswahl ihrer Bilder ausgestellt.
Dagmar Hafner -Sängerin bei den Happy Singers- stellte ihre beiden Bücher „Der Schatz der Mannheimer Hugenotten“ und neu „Das Geheimnis der Bibliothekarin“ vor, die auch gekauft werden konnten.
Isolde Zorn
intellektuelle Bildung Graf zum Bücher lesen und dieser wiederum machte mit
Isolde Zorn