Mannheimer Morgen / 15.03.2006
Ilvesheim: Theatergruppe des MGV Aurelia glänzt bei Lustspiel in der Mehrzweckhalle
Im Vorfeld einer Bürgermeisterwahl kann es zu besonders pikanten Situationen kommen. Da kann der Kandidat samt seiner Anhänger in extrem heikle Lagen geraten. Vorausgesetzt, er macht „Wahlkampf“ in entsprechenden Etablissements. So wie beispielsweise Otto Moshammer junior. Seine Geschichte interpretierte jetzt die Theatergruppe des MGV Aurelia Ilvesheim. Bevor beim Lustspiel von Erich Koch der letzte Vorhang fiel, wusste der Saal wie ein Wahlkampf mit Leidenschaft geführt wird. „Die Bürgermeisterwahl“ hielt dabei auch die zahlreichen Besucher im Bann. Denn solch ein Wahlkampf war ganz nach dem Geschmack der „Wähler“: Unterhaltsam, spannend, witzig, frivol. Und obendrein mit hunderprozentiger Lachgarantie.
Doch der Reihe nach. Der Vorhang in der Mehrzweckhalle hebt sich. Die Besucher blicken gespannt in ein Bauernzimmer. Sturzbetrunken torkelt der Bürgermeister Otto Moshammer junior (Hänsi Sturz) in die gute Stube, gestützt von Sohn Peter (Mario Schaden). Beflügelt durch den Alkohol schwingt sich das Ortsoberhaupt zu Beschimpfungen auf. Ziel seiner Wortattacken ist dabei seine Ehefrau Emma (Silke Unger). Doch dem selbst ernannten König von Ilvesheim wird von seinem „Drachen“ schon bald die Krone vom Haupt geblasen. Mit wenigen verbalen Schüssen wird der Wahlkampf-Partylöwe von seinem resoluten Eheweib erlegt und unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Nicht viel anders ergeht es seinem Vater, Otto Moshammer senior (Dieter Spies). Kein Wunder, treiben sich doch beide in der „Scharfen Maus“ rum. Dies wiederum wollen Emma und Frieda (Brunhilde Aßmannn) ihren Männer austreiben. Zu den Rumtreibern indessen zählt auch der Polizist und Gemeinderat Kurt (Rolf Lerch). Da hat die scharfe Maus Lollo (Anja Ziener) allerhand zu tun.
Nicht ganz so charmant wie zum Mäuschen Lollo ist der Bürgermeister zur Apothekerin Laura (Monika Ottinger). Das ist nicht besonders gesund. Denn diese spielt sich als Widersacherin auf und wirft ihren Hut in den Ring. Die Heddesheimerin lässt sich das nicht bieten. Nun muss der Amtsinhaber mit einer Mitbewerberin leben. Obendrein will sich auch sein Vater als Kandidat bewerben. Dies ist Taktik. Denn so kann er mit Legitimation in die „Scharfe Maus“, sitzt doch hier das Wahlvolk.
Völlig unerotisch findet dagegen Erich (Bernhard Ries), der schwule Sohn von Emmas Schwester Klara (Ingrid Morr-Bien), den Wahlkampf. Der smarte Junge nimmt lieber an der Love Parade oder einer Casting-Show teil. Kostproben seines Könnens lässt er folgen. Eine wahrlich heiße Nummer!
Zerwürfnisse wollen Sohn Peter und die Apotheker-Tochter Gabi (Kerstin Gudat) kitten. Mit ihrem gemeinsamen Kind soll es gelingen. Es kommt, wie es kommen muss: Man versteht sich wieder und für das Amt des Bürgermeisters bewirbt sich nur eine Person: Allerdings heißt diese Person Emma Moshammer! Die Wortgewaltige hat ihren Otto „überzeugt“. Schluss, aus, Ende der Vorstellung! (Gewidmet wurde das Stück übrigens dem verstorbenen Charly Eisenhauer, der im vergangenen Jahr noch mit auf der Bühne stand.)
Doris Heller hatte bei der Begrüßung nicht zuviel versprochen, als sie von einem turbulentem Wahlkampf sprach, bei dem das Zwerchfell attackiert wird. Garanten waren die bühnenerfahrenen Aurelianer. Manche stehen schon Jahrzehnte auf der Bühne. Sie wie Brunhilde Aßmann, die 40 Jahre in Rollen schlüpft. Sie wurde dafür zum Ehrenmitglied ernannt. Starken Applaus erfuhr die gesamte Truppe, auch Regisseur Jürgen Kunkel und sein Vize Heinz Feuerstein.